Es war einmal...

 

Es war einmal eine bunte Familie, die lebte in einem bunten Land, das reich war an sozialer Gerechtigkeit und toleranten Menschen.

Es war ein herzliches Land, das in den schönsten Regenbogenfarben leuchtete, lebte und liebte.

Sie lebten dort Tag ein und Nachts aus - zufrieden und glücklich. Ganz so wie die Menschen es wollten: liebevoll Hand in Hand.

 

Gemeinsam lebten und liebten sich dort Mann und Mann, Frau und Frau, Mann und Frau, Kind und Kegel…

es war ein schönes Land, wo Frau und Mann die Moschee und die Kirche nicht im Dorf lassen mussten. Wo Vielfalt und Buntfalt, so wie die Falten der Alten und das Grinsen der Jungen immer Platz hatten.

GEMEINSAM Platz hatten.

Es war ein wunderbares Land.

 

Das erzählte ich zwar schon.

Aber kann Mensch und Baum zu oft vom Glück und der Liebe erzählen? Wohl kaum.

 

Doch eines bunten Tages – der Himmel leuchtete wie immer in seinem schönsten Blau, passierte etwas sehr tragisches.

Für so manches schwule und lesbische Pärchen kam es vielleicht nicht ganz unerwartet.

Auch der einen oder anderen Hetero-Liebe schwante etwas. Doch sie hielten mit ihrer Vermutung nicht hinter dem Berg der Brüder Grimm, sondern vor dem Gebirge der Angst.

 

Sie wollten es wahrscheinlich nicht wahrhaben und schwiegen,

weil sie ihre Mitmenschen nicht verunsichern wollten.

 

Was war geschehen?

 

Eines Tages musste das leuchtende Blau des Himmels plötzlich weichen. Der sonst so gern lachenden Sonne verging ihr Lachen, denn am Horizont tauchten schwere, bedrohliche, türkise und schwarzblaue Wolken auf.

Nicht schnell, sondern Kurz und strachig, brachen sie über das bunte Land herein.

Es war ein Alptraum, der sich unmenschlich und unsozial ausbreitete.

 

Die Menschen wussten nicht so recht wie ihnen geschah, denn es geschah etwas furchtbar rechtes. So rechts, dass es plötzlich kein Links mehr gab und auch die Mitte mit Vorsatz nach rechts zog.

 

Das offenherzige Kollektiv, das schon von Haus aus immer innig miteinander verbunden war, rückte noch enger zusammen.

So eng, dass kein Haar mehr zwischen ihre verschiedenfarbige Haut passte.

Der Himmel wurde immer schwärzer und türkiser. Es war nicht das gewohnte Türkis, das sie sonst so liebten.

Es war ein teuflisches Türkis, dass Kurz und strachig und angsteinflößend über sie hereinbrach.

 

Was konnten die bunten Menschen dagegen tun?

Ihr ahnt es wohl schon.

 

Sie rückten noch näher zusammen.

Sie umarmten und liebten sich.

Sie hielten und trösteten sich.

Sie trotzten mit ihrer Geschlossenheit dem unmenschlichen Horror. Sie waren EINS.

Und sie blieben EINS!

 

Der bedrohliche Himmel schien das zu bemerken und wie durch ein Wunder verzogen sich die grausamen Wolken.

Der schöne blaue Himmel kam langsam wieder zurück.

Die Sonne begann langsam wieder zu lächeln.

 

Bald war das Land wieder so bunt und froh, wie eh und je.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind, lieben sie sich noch heute -

unter dem bunten Himmel – im bunten Land.

 

 

©hristof

Erstelle deine eigene Website mit Webador